- Niederlande: Unabhängigkeit
- Niederlande: UnabhängigkeitDie Spaltung der Niederlande war eng mit der Religionsfrage verknüpft. Die konfessionelle Karte der Niederlande war verwirrend. In den Siebzigerjahren des 16. Jahrhunderts gab es auch im Süden noch bedeutende Städte (etwa Brügge und Antwerpen), in denen die Calvinisten die Oberhand hatten. Eine kompromissbereite Mitte wurde im Verlaufe der Auseinandersetzungen zwischen den gegenreformatorischen Katholiken und den Calvinisten zerrieben.1579 kam es zu einem letzten Versuch, die konfessionelle Frage friedlich zu lösen. In den Friedensverhandlungen in Köln wollte die katholische Seite den Protestanten in Holland und Seeland volle Religionsfreiheit zugestehen, ihnen in den anderen Landesteilen aber nur die Gewissensfreiheit einräumen, also nicht etwa einen eigenen Gottesdienst. Die wallonischen Provinzen hatten sich bereits 1579 zur Union von Arras, die Protestanten im Norden zur Union von Utrecht zusammengeschlossen. Die Friedensbemühungen scheiterten, und so wurde der Kampf nun vor allem unter dem Vorzeichen der Religionsfreiheit weitergeführt.Das Vordringen der Gegenreformation im Süden führte schließlich zu einer Auswanderungswelle von ökonomisch fortschrittlichen Kräften aus den dortigen Städten. Zu einem großen Teil wanderten sie in den Norden der Niederlande, wo sie die Wirtschaftskraft erheblich stärkten. Durch diese Entwicklung sollte Amsterdam Antwerpen, der spätmittelalterlichen Wirtschaftsmetropole, den Rang ablaufen. Seit 1586 war außerdem die Schelde von den Holländern gesperrt worden. Ein Teil der Glaubensflüchtlinge ließ sich auch in Deutschland nieder, sehr zum wirtschaftlichen Vorteil ihrer Zufluchtsstätten.Die Streitigkeiten zwischen unterschiedlichen Richtungen des Calvinismus führten im Norden an den Rand des Bürgerkrieges. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelten sich die nördlichen Niederlande zu einem Hort der Toleranz mit einer großen Vielfalt von Konfessionen, bei einer gewissen Vormachtstellung der Calvinisten. Neben deutschen Katholiken, Täufern und Lutheranern konnten auch portugiesische Juden zuwandern. Im Verlaufe der Kämpfe bildete sich dann die Grenze zwischen den nördlichen Niederlanden (»Generalstaaten« bzw. Republik der Vereinigten Niederlande) und den südlichen Niederlanden (das spätere Belgien und Luxemburg) heraus. Die Spanier waren schließlich genötigt, die Unabhängigkeit der Vereinigten Niederlande (Holland) im Frieden von Münster 1648 anzuerkennen.Die südlichen Niederlande blieben zunächst bei Spanien und wurden von der Gegenreformation geprägt. In Holland teilten sich die Ständevertreter (vor allem das städtische Patriziat und der Adel) die Macht mit einem quasi monarchischen Statthalter (aus dem Geschlecht der Oranier). Den Zeitgenossen galt Holland als das Urbild einer Republik. Die dort herrschende religiöse Toleranz trug dazu bei, dass Holland bald die ursprünglich reicheren südlichen Provinzen ökonomisch überflügelte.
Universal-Lexikon. 2012.